Internationales in Corona Zeiten

Internationales in Corona Zeiten

05 | Mai, 2020

Sonne, Meer, Strand und ein gutes Eis. Hört sich doch gleich nach Italien an oder nicht? Sicherlich waren schon viele im Land der Pizza und Pasta und hatten vielleicht sogar schon einmal das Glück, einen italienischen Pfadfinder zu Gesicht zu bekommen.

Im Januar dieses Jahr hat mich Antonio Petrilli, ein italienischer Pfadfinder aus Canosa di Puglia, angeschrieben und gefragt ob unsere beiden Gruppen ein gemeinsames Projekt auf die Füße stellen könnten. Seine Patrulle möchte nämlich das Abzeichen für „Internationale Kommunikation“ machen. Wir haben einander viel geschrieben und gegenseitig Informationen ausgetauscht. Hier habe ich alles so gut es geht zusammengefasst, damit jeder einen kleinen Einblick in das Leben eines italienischen Pfadis bekommt:

Antonio ist 15 Jahre alt und wohnt mit seiner Familie in Canosa di Puglia, im Süden von Italien in der Region Apulien.

Er ist seit drei Jahren Teil der Pfadfinder Gruppe „Canosa 1“, die wiederum Teil der italienischen Organisation „AGESCI“ ist. „Canosa 1“ ist die erste Pfadfindergruppe, die in seiner Region gegründet worden ist.

Dieses Jahr im Winter hatten sie ihre 30 Jahr Feier, die Gruppe steckt also noch in den „Startlöchern“.

Unsere Videokonferenz mit Antonio

Im Grunde machen Pfadfinder ja auf der ganzen Welt das Gleiche, trotzdem gibt es auch einige Unterschiede zwischen unseren beiden Gruppen:

In Canosa gibt es beispielsweise keine Wichtel oder Wölflinge, da die Gruppe für diese Stufe noch zu wenig Interessierte hat. Man startet bei mit den Pfadis erst im Alter von etwa 12 Jahren und ist dann „Esploratore o Guide“ also Explorer oder Guide, bis man 16 ist. Antonio gehört zum Trupp „Orion“, der nach der Sternenkonstellation benannt ist. In diesem Trupp gibt es vier Patrullen, zwei davon Jungen- und zwei Mädchen-Patrullen. Sie sind wie bei uns nach Tieren benannt:

Puma (Puma), Gabbiani (Möwen), Aquile (Adler) und Orsi (Bär).

Antonio ist der Kornett der Patrulle Puma, da er der Älteste und somit auch der Erfahrenste ist. Die Gruppe trifft sich zwei Mal in der Woche, einmal nur mit der Patrulle und einmal mit dem ganzen Trupp. Ihre Uniform ist hellblau mit dunkelblauen, kurzen Hosen und sie haben wie wir ein blau-grünes Tüchle. Nur andersrum, also mehr blau als grün.

Antonios Patrulle bei einem Stadtspiel
Der gesamte Orion Trupp beim letzten Lager

              Antonios Patrulle bei einem Stadtspiel                                        Der gesamte Orion Trupp beim letzten Lager

Er hat erzählt, dass sein größter Moment, der war, an dem er sein Versprechen gemacht hat. Ihre Gruppe hat sehr geheime Traditionen für diesen Tag, die er mir leider nicht erzählen durfte. Aber soviel dazu: Die Zeremonie wird vor der gesamten Gruppe abgehalten und er war ziemlich nervös. Ich glaube, das kennen wir alle. Aber sie haben auch andere Traditionen, zum Beispiel beten sie vor jedem Essen, da sie eine religiöse Pfadigruppe sind. Danach schlagen sie laut auf den Tisch und rufen einen gemeinsamen Spruch. Jede Patrulle versucht natürlich lauter zu sein als die andere…..vielleicht eine neue mögliche Tradition, um unsere Leiter von unserer Anwesenheit zu überzeugen :)?

Wenn wir gerade beim Essen sind, ich habe Antonio vor ungefähr einem Monat ein Paket mit unserem Tüchle, einer Packung Riebelgrieß mit Kochanleitung, Milkaschokolade und natürlich Landjäger geschickt. In einer Videokonferenz hat er uns dann ein Video gezeigt, wie er Riebel gekocht hat und uns gefragt, ob er salzig schmecken sollte. Im Nachhinein sind wir draufgekommen, dass er Salz und Zucker vertauscht hat :).

Leider kann er uns momentan kein Paket schicken, weil die Situation in Italien sehr angespannt
ist und sie nur zweimal in der Woche aus dem Haus dürfen. Ach ja, er hat sich auch gleich
versichert, ob wir Nudeln richtig kochen können. Seine Oma meint, es wäre ein Verbrechen, wenn man Nudeln zuerst in den Topf und dann erst das Wasser dazu gibt. Und ein absolutes No Go sei natürlich, Pasta mit Ketchup zu essen! Dann würde jedes Mal eine italienische Nonna (Oma) sterben.

Auch sie machen jedes Jahr ein Sommerlager, das zehn Tage dauert, meistens bleiben sie allerdings in Italien. Wie bei uns muss auf ihren Lagern immer eine Gitarre dabei sein. Musik ist sehr wichtig und auch ein Lagerfeuer am Abend darf nie fehlen (Wer ein waschechtes italienisches Lagerlied anhören will: https://www.youtube.com/watch?v=R12TB8JO3RI).

Leider haben sie nicht oft die Gelegenheit wandern zu gehen, da sie eher in einem flachen Gebiet leben. Daher war er sehr entzückt, als ich ihm Fotos von unserem Winterlager auf der Firsthütte und der Zweitageswanderung gezeigt habe.

Damit er das Abzeichen machen kann, mussten unsere beiden Gruppen die jeweils andere Kochstelle nachbauen. Da es die aktuelle Lage bei ihnen leider unmöglich macht unsere Kochstelle nachzubauen, kann ich leider nicht sagen ob es ihnen gelungen ist. Unser Ergebnis kann sich allerdings, mithilfe der Leiter, sehen lassen. Und wer weiß, vielleicht machen wir einmal ein Lager miteinander, dann können wir ihnen endlich „an khöriga Riebel“ kochen.

Danke an alle Leiter und Ca/Ex, die an diesem Projekt aktiv mitgeholfen haben

und so geduldig waren!

Gut Pfad,

Raphaela Tutschek (Caravelle)